Wer bin ich und wie kann ich mich selbst so zeigen, wie ich gesehen werden möchte?
Wenn man sich etwas mit Soziologie auseinandersetzt, stößt man auf wichtige Erkenntnisse zur Kleidung und Selbstdarstellung. Kleidung ist ein Mittel zur Darstellung der eigenen Persönlichkeit. Sollte sie im idealen Fall zumindest sein. Denn von anderen wird sie unterbewusst als solches gelesen. Jeder kennt das Sprichwort “Kleider machen Leute” und es ist sehr viel Wahres dran. Auf so vielen Ebenen, wie mir inzwischen immer bewusster wird. Kleidung, in der ich mich nicht wohl fühle, verändert meine Stimmung, mein Auftreten und meine Risikobereitschaft. Umgekehrt kann ein tolles Outfit meine Laune beflügeln und mich dazu bringen, dass ich über mich selbst hinauswachse.
Natürlich möchte ich einer Jacke oder einer schönen Bluse nicht zu viel Macht einräumen. Es ist nur ein Faktor unter vielen. Doch in der Berufswelt merke ich immer wieder, wie wichtig der erste Eindruck bei Kunden ist. Wie entscheidend ein gepflegtes Outfit ist. Man wird anders wahrgenommen, wenn man sich aufrecht und offen gibt. Eine kneifende Hose oder eine spannende Bluse können dafür sorgen, dass du dich lieber im Hintergrund hältst.
Deshalb versuche ich schon eine ganze Weile meinen eigenen Stil für mich zu finden und mich in jedem meiner Outfits wohl zu fühlen. Ich möchte nicht nur das EINE Kleid, das eigentlich immer perfekt sitzt und mich happy macht. Nein, dieses Gefühl sollte eigentlich jeden Tag da sein. Oder wenigstens etwas öfter.
So traf es sich sehr gut, dass ich bei Schonhalbelf und Die Liebe zu den Büchern auf “Das Kleiderschrank-Projekt” gestoßen bin. Nach genau so einem Buch habe ich gesucht! Ein Ratgeber auf der Suche nach dem eigenen Stil. Anuschka Rees, langjährige Modebloggerin (hier) und Sozialpsychologin trifft mit ihrem minimalistischem Ansatz einen Nerv bei mir.
Sie sagt:
“Wählerisch sein: Nur Lieblingsteile haben Platz in Ihrem Kleiderschrank”
Ja, bitte! Ich mag es nicht, wenn unsere Wohnung vor Zeug überquillt. Bei Kleidung habe ich schon vor Jahren festgestellt, dass ich keine riesige Auswahl brauche. Im Alltag sind es immer wieder die selben Teile, die morgens schnell gegriffen werden. Warum sich also unnötig mit noch weiterem Schischi belasten? Doch aus Unsicherheit heraus kaufe ich beständig weitere Teile, die irgendwie “okay” oder “praktisch” sind. Dabei soll Kleidung und Mode Spaß machen – praktisch fühlt sich an wie ein fauler Kompromiss.
Genau das betont Anuschka Rees auch in ihrem Ratgeber. Keine halben Sachen machen! In sehr gut aufgebauten Kapiteln hilft sie einem Schritt für Schritt zur eigenen, von Altlasten befreiten Garderobe. Hier ist man selbst stets gefordert: Dokumentiere deinen Stil, sammle Bilder von schönen Outfits, entrümple deinen Kleiderschrank! Ja, dieses Buch ist nicht zum eben mal Weglesen. Nein, man soll sich den Aufgaben widmen, die sie einem stellt. Mit dem Buch arbeiten und sich selbst und das eigene Verhalten hinterfragen. Das hat bei mir einige Wochen gedauert.
Ich habe jetzt nicht den perfekten Kleiderschrank – noch nicht. Aber ich arbeite daran. Denn Anuschka Rees hat mit ihrem klugen Buch einen Prozess angestoßen, der in meinen Alltag nachwirkt. Ich kleide mich bewusster, halte gezielter Ausschau nach ergänzenden Stücken. Doch vor allem hat es mich gelassener gemacht: Ich muss nicht jeder Mode und jedem Sale hinterherrennen. Es ist okay, wenn sich meine Outfits ähneln – denn das bin ich und das macht mich aus. Genauso ist es vollkommen in Ordnung, zu experimentieren und sich selbst neu zu erfinden.
Fazit
Dieses Buch ist jedem empfohlen, der sich selbst manchmal fragt, warum er dieses eine Teil gekauft hat, obwohl es ihm gar nicht passt. Für jeden, der findet, dass die beste Freundin immer perfekt gekleidet ist – man selbst aber nie. Für alle, die Spaß an Mode haben und für alle, die sie eher anstrengend finden. Dies ist für mich eines der wichtigsten Bücher des Jahres – vielleicht meines Jahrzehnts, weil es meinen Alltag so enorm beeinflusst.
Eure Mareike
Anuschka Rees – Das Kleiderschrank Projekt
Verlag: Dumont
Gebunden, 272 Seiten, ca. 28 Euro
Liebe Mareike,
das Kleiderschrankprojekt war auch für mich hilfreich. Ich nehme es immer mal wieder zur Hand, so ein Projekt ist wahrscheinlich nie richtig abgeschlossen.
Liebe Grüße von den Vorlesern
Das Buch habe ich auch ins Auge gefasst. Man findet ja inzwischen überall Anleitungen, minimalistischer zu leben und eine Capsule Wardrobe aufzubauen. Aber dieses Buch sieht dabei so schön aus, dass ich davon eher mitgerissen werde. Denn ausmisten muss ich auf jeden Fall und ich stimme dir definitiv zu, dass alle Kleidungsstücke, die man besitzt irgendwie Lieblinge sein sollten, die man immer wieder gerne trägt.
Ganz liebe Grüße
Ohh, das klingt perfekt. Ich mag irgendwie fast nichts, was gerade in meinem Schrank hängt und so ging es mir schon fast immer. Gut, liegt auch viel daran, dass ich zur Zeit gurndsätzlich nicht zufrieden mit mir bin und mein Ziel noch so unerreichbar scheint gerade. Aber das klingt, als könnte das Buch gut dabei helfen, trotzdem ein bisschen Ordnung in meine Kleiderkrise zu bringen :) Danke für den Tipp und ich fände es sehr spannend, wenn du uns weiter auf dem Laufenden hälst, wie es sich bei dir weiterentwickelt :).
glg Franzi
Liebe Franzi,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Dann denke ich mal drüber nach, ob nach unserer Sommerpause nochmal ein weiterer Artikel zum Alltag mit dem Buch kommt. Das wäre dann so im September. Viele liebe Grüße
Mareike <3
Das interessiert mich jetzt auch schon ewig! Bin voll gespannt, muss unbedingt bald reinschauen! Ich finde das im Zusammenhang mit Minimalismus und eben nur die Dinge, die man braucht sehr spannend!